28. Januar 2020
Hier gibt’s zuerst einen kurzen Videobeitrag mit Josef Maisser und seine Begleiterin Coco. Unten folgt ein Interview mit Herrn Maisser.
Mitwirkende: Josef Maissner und sein Blindenführhund Coco.
Inclusion24: Willkommen! Und wuff! Können Sie kurz vorstellen?
Josef Maisser: Ich bin Josef Maisser und lebe in Wien. Seit fast 20 Jahren bin ich Führhundehalter und seit der Volksschulzeit vollblind. Mein Führhund und ich leben alleine.
Inclusion24: Und wer ist sie?
JM: Meine Begleiterin trägt den Namen Coco und ist ein Flat-Coated-Retrievermädchen. Sie wird heuer sieben Jahre alt und ist als Blindenführhund geschult.
Inclusion24: Was kann eigentlich ein Blindenführhund?JM: Ein Blindenführhund hat die Schulung erhalten um seinen Seheingeschränkten oder eine blinde Person („Partnerin oder Partner“) durch den Öffentlichen Raum zu führen. Dies bedeutet für seine menschliche Hälfte Wege zu finden, Hindernissen auszuweichen, Gefahren im Öffentlichen Raum gemeinsam zu bewältigen und natürlich die Person sicher und ohne Stress an sein Ziel zu bringen!
Inclusion24: Es gibt viele Vorurteile über diese Tiere. Was kann ein Blindenführhund nicht?
JM: Leider spricht der treue Begleiter nicht. Er kann keine Straßenschilder lesen und kennt leider durch seine biologische Konstitution des Auges auch nicht die Ampelfarben.
Inclusion24: Wie bekommt man einen Blindenführhund?
JM: In Österreich bekommt jeder und jede Sehbehinderte oder jede blinde Person die Chance einen Blindenführhund zu beantragen. Dazu muss man aber erst einmal ein paar Voraussetzungen erfüllen: Die erste Voraussetzung ist die Selbsteinschätzung: Möchte ich für zehn oder mehr Jahre an einen tierischen Partner gebunden sein und mit und für diesen arbeiten? Man sollte natürlich auch selbst körperlich und geistig wie orientierungsmäßig fit sein. Zweitens: Kann ich meinem tierischen Partner ein schönes ausgeglichenes Leben bieten? Drittens: Will und kann ich mir dies auch finanziell leisten? Viertens: Nach einer Mobilitätsüberprüfung darf man dann einen Antrag ans Sozialministeriumservice richten. Sobald dies geschehen ist, sollte sich jeder Kandidat mit den verschiedenen Führhundeschulen in Verbindung setzen und dort Nachforschung betreiben, ob derzeit der gewünschte Typ oder Rasse in Schulung ist oder vielleicht sogar beim Endstadion der Ausbildung angelangt wäre. Sobald die Schule den Blindenführhund Qualitätsgeprüft hat und zwar am Messerliinstitut auf der Vet.Med.uni in Wien darf er mit dem zukünftigen Hundehalter zusammengeschult werden. Nach einer gewissen Zusammenschulungszeit Minimum zwei Monate, darf das Team eine Teamprüfung beim Messerliinstitut ablegen. Wenn diese nach dreimaligem Antritt nicht positiv abgeschlossen ist, wird der Hund von der Schule zurückgeholt und du musst wieder warten. Wenn es aber positiv Bestanden ist, dann gibt der Staat erst bekannt ob er mitfinanziert. Die Finanzierung ist nach Lebenserwerb zum Beispiel bei Erwärbstätig oder Pensionist, gestaffelt. Den Rest der Summe muss man mit Eigeninitiative oder Spendenaufrufen, selbst finanzieren.
Inclusion24:Welche Hunde taugen als Blindenführhunde und wieso?
JM: In unserer Gruppe der Blindenführhunde werden hauptsächlich die Retrievergruppe wie labrador, Flat-Coated, Körli-Coated, aber auch Königspudel und Collies verwendet. Wichtig ist für uns aber, dass der Blindenführhund eine Mindesthöhe von 55 cm Schulterhöhe und von Wesen sehr ruhig, aber interessiert ist.
Inclusion24: Was ist zu bedenken, wenn man einen Blindenführhund, mit oder ohne menschlicher Begleitung, auf der Straße begegnet?
JM: Wichtig ist für uns, wenn man ein Blindenführhundeteam sieht dann sollte man es am besten in Frieden lassen, außer es ist offensichtlich, das Team hat ein Problem oder sucht etwas, dann bitte nur den Menschen ansprechen und nie den Hund ablenken. Wenn man einen Blindenführhund auf der Straße ohne Besitzer trifft, ist es fast immer sicher, es ist etwas schlechtes passiert. Dann bitte sich umschauen und eventuell Hilfe holen!
Inclusion24: Wie könnte das Leben für Hunde, ob Führhunde oder nicht, besser gestalten?
JM: Erstens möchte ich sagen, die Menschen mit oder ohne Hund müssten lernen sich zu akzeptieren und miteinander achtungsvoll umgehen. Für unsere Hunde sollte man innerhalb Wien die Hundezonen besser gestalten oder mehr und größere Freilaufzonen anbieten, wo man als Mensch mit seinem Hund ohne Maulkorb und Leine spazieren gehen könnte.
Inclusion24: Danke für das nette Gespräch! Und wuff!
JM: Sehr gerne. Danke für die EInladung und fürs Mitachen dürfen bei dem Internationalen Tag des Blindenführhundes.